2. Tag - Palmsonntag 8. April 2001:

Am Morgen des zweiten Tages konnten wir erleichtert aufatmen: strahlender Sonnenschein!!!, aber doch noch sehr frisch, da es die Nacht durchgeregnet hatte. Dies war auch ein Grund, warum der Schlaf nur vermeintlich erholsam war. Bei 4°C im Businneren !! schläft man eben nicht so gut.
Aber der Sonnenschein ließ uns die schlimme Nacht vergessen. Um 10 Uhr brachen wir mit dem Zielauf, Sarzana zu erreichen.
Aber zuerst Frühstück: 10 Minuten vom Campingplatz entfernt bei herrlicher Aussicht und klarer, pollenfreier Luft (Heuschnupfengeplagte wissen das zu schätzen) war der ideale Platz dafür. Während wir gemütlich im Gras saßen und frühstückten, konnten wir beobachten, wie schönes Wetter und ein freier Tag auf Motorradfahrer wirkt: sehr belebend. Alle zwei Minuten zischte eine oder mehrere Maschinen vorbei.
So gegen 11:00 Uhr, wir waren noch immer auf jener Paßstraße unterwegs, kam uns der Verdacht, dass wir nicht unbedingt Richtung Sarzana unterwegs waren. Und tatsächlich: bei intensivem Betrachten der Straßenkarte und Ausnutzung aller uns zur Verfügung stehender Orientierungshilfen (Sonne, Sterne, Windrichtung, Vegetation, entfernte Berggipfel) wurde uns klar, daß wir ungefähr in die entgegengesetzte Richtung gefahren waren. Also wieder zurück.
Um 13:30 Uhr schließlich hatten wir es doch endlich geschafft. Wir stiegen zur Forzza Sarzana (ein größeres Kastell) hinauf und genossen den noch immer herrlichen Ausblick auf Stadt, Hinterland und Meer bei größtenteils wolkenfreiem Himmel. Auch der Dom und die Zitadelle entging unserem Auge nicht. Die Festung erinnerte uns irgendwie an eine Legoburg, die zum Spielen einlud.
Nachdem wir so reibungslos an unser Ziel gelangten, wurde beschlossen, noch einmal unser Glück zu testen. Der nächste Stop war in Lerici wiederum bei einem Kastell geplant. Doch dort angekommen sahen wir zwar kurz die Festung, die auf einem Felsen fast in das Meer hineingebaut war, doch wir konnten leider keinen Parkplatz finden. Unverrichteter Dinge verabschiedeten wir uns von Lerici. Schade eigentlich.
Aber solch kleine Pannen berührten uns nach dem ersten Tag kaum. Darum legten wir die Latte ein wenig höher und beschlossen, sofort nach Pisa zu fahren und uns unter anderem den Piazza de Miracoli zu gönnen (dort steht er, der schiefe Turm... noch).
Zwischen Lerici und Sarzana durften wir Zeugen eines italienischen Volkssportereignisses werden: ein Radrennen. Der Verkehr wurde kurzerhand von Dutzenden Begleitwagen und der Carabineri blockiert; das hatte natürlich ein ordentliches Hupkonzert zur Folge. Unglücklicherweise mußten wir in die gleiche Richtung wie die Radsportler. Wir bekamen in gemächlichem Tempo in einer sehr langen Kolonne nicht unbedingt einen Geschwindigkeitsrausch. Im Gegensatz zu Radlern, für die ca. 40 km/h doch ein recht ordentlicher Schnitt ist. Und das bei Regen, der für kurze Zeit heftig einsetzte, aber bald wieder abklang. Bis Massa mußten wir der Giro folgen. Dort drehten die Radfahrer um und kamen uns auf der anderen Fahrspur entgegen.
Wir wollten unbedingt noch bei Tageslicht Pisa erreichen und trotzdem das Meer sehen. Um schneller voran zu kommen, entschieden wir uns für eine größere Küstenstraße, was sich bald als Fehler herausstellte, da in jedem kleinen Örtchen ein kräftiger Sonntagsstau herrschte. Schweren Herzens entschieden wir uns für die gebührenpflichtige Autostrada. Hier verlief dafür alles reibungslos. Nur die Wolken am Himmel machten uns ein wenig Sorgen.
In Pisa angekommen, kurvten wir nicht lange herum, sondern fuhren schnurstracks Richtung Zentrum. Einziges Hindernis neben dem Stau war ein zweispuriger Kreisverkehr mit einigen Ausfahrten und daneben noch ein Kreisverkehr. Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, ereignete sich direkt vor uns ein Auffahrunfall. Insgesamt brauchten wir 15 min für eine ein-einviertel Runde (ok, ich gebs ja zu.. wir hatten uns verfahren ). Was wir nicht bedachten, war, dass am Palmsonntag, der ja an diesem Tag war, eventuell einige Straßen gesperrt sein könnten. Dem war dann auch so. Trotzdem gelang es uns, relativ zentrumsnahe einen Parkplatz zu ergattern. Glück gehabt.
Tatsächlich besuchte uns die Glücksgöttin nur zu einem kurzen Stelldichein. Just in dem Augenblick, als sich die Türen unseres Toyotas öffneten, ging wieder ein Regenschauer nieder. Zwar ein leichter und kurzer, aber dennoch unangenehm.
20 Minuten marschierten wir nun durch riesige Menschenmassen, bis wir den großen Piazza de Miracoli erreichten. Aber das war es auf alle Fälle wert. Der Anblick der Monumente auf diesem Platz war bei dem reizvollen Licht–Schattenspiel überwältigend! Außerdem funkelten die nassen Mauern, Steine und der Rasen noch im Sonnenlicht.
Außer den Bauwerken genossen wir auch noch das Flair der Straßenhändler und Gaukler die sich beim Anpreisen ihrer Waren und Künste um nichts nachstanden (nur nicht die Pantomimen; die verhielten sich ruhig und spielen Statue).
Alles in allem ein gelungener Tag. Gecampt wurde bei Quercianella, wo wir um 20 Uhr 30 zum letzten Mal an diesem Tag unseren Bus stoppten. Eigentlich wollten wir neben dem Meer campen, aber der Campingplatz war leider ca. 4 km im Landesinneren. Dieser Platz war gleichzeitig der teuerste und der schlechteste. Nicht einmal die sanitären Einrichtungen konnten benutzt werden.


Ein strahlend schöner Morgen erwartete uns nach dieser kalten, regnerischen Nacht.


Die Aussicht beim Frühstück.


Hunger!!


Von hier sieht die Forzza Sarzana wie eine Legoburg aus.






Schöner Ausblick auf Sarzana.




Unser erste Blick aufs langersehnte Meer.




Die Radfahrer, die einige km vor uns herfuhren kamen uns nun in Massa entgegen.


Pisa.


Auf dem Piazza de Miracoli.




Rechts der schiefe Turm von Pisa (aber ich glaube, dieser Kommentar war überflüssig).






Bitte nicht ganz umwerfen!




Schief, schiefer am schiefsten.


Nun in ganzer Pracht


Am Piazza dei Cavalieri



Weitere Fotos vom 2. Tag